Conquest Werbeagentur GmbH
Kürnbergblick 3
4060 Leonding
PETER PREARO
Von der Fotojagd zur Wunschkulisse – wie KI meinen Prozess vereinfacht
Es ist der 18. August 2021. Ich sitze an meinem Schreibtisch und scrolle mich durch diverse Stockbild-Seiten – auf der Suche nach dem perfekten Hintergrundmotiv für ein fotorealistisches Composing. Genauer gesagt: Ein Fahrzeug soll in seiner natürlichen Umgebung – der Straße – inszeniert werden. Der Kunde, der unsere Agentur damit beauftragt hat, möchte Geld sparen. Ein professionelles Fotoshooting mitten in der Stadt wäre ihm zu teuer. Brauchbare 3D-Daten des Produkts? Leider Fehlanzeige. Dabei würden sie den Aufwand erheblich verringern: Fahrzeug, Umgebung, Lichtstimmung, Reflexionen, Tiefenschärfe – all das ließe sich gezielt definieren und steuern. Was bleibt, ist eine überschaubare Auswahl an retuschierten Freistellern aus verschiedenen Perspektiven. Klingt erst mal nicht schlecht. Doch nun beginnt die stundenlange Recherche nach einem professionellen Hintergrundbild: richtiger Winkel, passendes Setting (eine Altstadtstraße in Deutschland), Querformat. Gar nicht so einfach – aber auch nicht unmöglich. Eine knappe Woche später liegt ein überzeugendes Composing auf dem Tisch – echt wirkend, hochwertig, flexibel einsetzbar für Print und Online.
Heute sieht mein Arbeitsalltag ganz anders aus. Die Stunden, die ich früher mit Recherche verbracht habe, fließen heute in die punktgenaue Erstellung KI-generierter Hintergründe. Wie ein digitaler Maler kann ich jedes Detail so gestalten, wie ich (und mein Kunde) es mir vorstelle.
– Peter Prearo, Art Director
Wenn ich heute ein Produkt in eine realistische Szenerie integrieren will, analysiere ich zuerst die Perspektive des Freistellers. So vermeide ich unproportionale Darstellungen. Dann definiere ich die Umgebung – egal ob Stadtzentrum, alpine Landstraße oder orbitale Schnellstraße auf dem Saturn. Alles ist möglich. Und alles ist generierbar.
Kurz gesagt: ziemlich gut. Warum?
Vor einigen Monaten haben wir eine Kampagne zur Bewerbung eines digitalen Kundenportals entwickelt. Geplant waren internationale Testimonials – reale Personen, echte Nutzer. Die Idee: Menschen aus verschiedenen Ländern sollten als Identifikationsfiguren auftreten. Ein professionelles Shooting vor Ort? Logisch. Doch dann kam die Info: Die Testimonials haben weder Zeit noch Lust auf aufwändige Fotoproduktionen. Ein Problem? Früher ja. Heute nein. Denn wir hatten uns bereits intensiv mit der KI-gestützten Erstellung von Personenbildern beschäftigt.
KI-generierte Personen zu erstellen ist heute einfach. Man wählt ein entsprechendes Modell, beschreibt Aussehen, Haltung, Kleidung – und erhält unzählige Bildvorschläge. Aber was, wenn die KI-Person einem echten Menschen ähnlich sehen soll?
Dann braucht die KI eine sogenannte Character reference. Diese besteht im besten Fall aus mehreren Fotos, die die Person aus unterschiedlichen Winkeln und mit verschiedenen Gesichtsausdrücken zeigen. Damit lässt sich das Modell gezielt „füttern“ – mit dem Ziel, ein realistisches Abbild zu erzeugen.
Unser Problem:
Private Fotos der Testimonials waren keine Option – datenschutztechnisch heikel, menschlich nachvollziehbar. Wer gibt schon Urlaubs-Selfies an eine Agentur weiter?
Unsere Lösung:
Ein Smartphone, eine weiße Wand – und ein kleines Tänzchen.
Da die Szenen ohnehin nur alltägliche Situationen zeigen sollten (Personen am Computer, im Gehen oder Sitzen), reichten 20 einfache Handyfotos aus. Die Testimonials drehten sich leicht um die eigene Achse, wechselten Gesichtsausdrücke – fertig war die Character-Referenz. Kein Stress, keine privaten Bilder.
Damit trainierten wir die KI. Danach wurde das gewünschte Szenario beschrieben – und bei Bedarf retuschierten wir kleine Details wie Muttermale oder Narben nach. Für den letzten Schliff ergänzten wir reale Hintergrundbilder und Elemente vom 3D-Artist, etwa Monitore oder Tastaturen. Denn: Letztere sind bis heute ein Schwachpunkt vieler KI-Systeme.
Professionelle Fotoshootings sind – und bleiben – das Nonplusultra.
Echte Menschen, echte Szenen, echte Begegnungen: Das lässt sich nicht durch KI ersetzen. Auch der Austausch zwischen Kunden und Kreativen am Set, das gemeinsame Schaffen eines Projektes, die kreative Energie – all das macht Fotoproduktionen so wertvoll.
Aber: Wenn Budget oder Zeit begrenzt sind, ist KI für mich ein Joker. Und zwar einer, der sich sehen lassen kann.